Buchbesprechungen/Rezensionen zum Roman
"Das Geheimnis des goldenen Reifs"

 


Ein Roman, der spaltet

"Im 11. Jahrhundert tobt ein Kampf zwischen den sächsischen Fürsten und König Heinrich IV. Der Pfalzgraf Friedrich von Gozeka wird einer ihrer Anführer. Doch damit gibt er sich nicht zufrieden. Er strebt nach mehr Macht, vor allem als ihm ein geheimnisvoller, magischer Armreif in die Hände fällt. Der Reif wurde einst den zwergenhaften Schwarzalben gestohlen, weswegen der junge Lindfell damit beaufttagt wird, den Reif zurückzuholen, bevor die Menschen ihn missbrauchen können. Bei seiner gefährlichen Suche erhält der Schwarzalbe Unterstützung von zwei Mönchen und der schönen Iva.

Für eingefleischte Historienroman-Lesern ist es sicherlich gewöhnungsbedürftig, wenn Historie mit Fantasty gemischt wird. Doch dem Autor Martin Schemm ist es gut gelungen, geschichtliche Fakten mit dem Fantastischen zu verweben. Geschickt stellt er heidnische Götter, Hexen und Alben dem brodelnden Königreich Heinrichs IV. gegenüber. Seine historischen Figuren sind gut recherchiert und spiegeln das 11. Jahrhundert hervorragend wider. Einzig die traute Zweisamkeit zwischen Heinrich IV. und seiner Frau Bertha stösst etwas auf, denn Kenner wissen, dass es um diese nicht wirklich gut bestellt war. Der Konflikt zwischen dem König und den sächsischen Fürsten wird anschaulich darstellt. Und wie bei den historischen Charakteren auch nimmt sich Schemm viel Zeit, um seine fantastischen Figuren einzuführen.

Doch obwohl der Schreibstil flüssig und äußerst ansprechend ist, will der Funke nicht so recht überspringen. Und das liegt nicht einmal an der Fantasty. Im Gegenteil, am Ende fesselt diese mehr als die Realgeschichte. Zu ausschweifend sind manche Passagen, gerade die Landschaftsbeschreibungen, sicherlich sehr bildhaft und anschaulich, ermüden den Leser. So stockt immer wieder der Lesefluss, und man ertappt sich dabei, ein paar Seiten überspringen zu wollen. In der zweiten Hälfte des Buches wird es packender und es fällt leichter, dran zu bleiben.

Was dem Autor gut gelungen ist, ist die Beschreibung der alten und neuen Religion, die noch immer vorherrschenden Konflikte zwischen einem oft wütenden Gottvater Wodan und dem heilbringen Gottessohn Jesus. Wunderbar spiegelt sich hier wider, dass der heidnische Glaube nicht nur in kleinen Ritualen nach wie vor weit verbreitet war. Und so passen die Schwarzalben gut in die Szenerie, um diesen darzustellen. Schemms Roman fesselt und langweilt zugleich. Das Geheimnis des goldenen Reifs spaltet. Dem gut recherchierten Historienroman mit fantasievollen Elementen steht eine erdrückende Langatmigkeit und Spannungslosigkeit gegenüber. Hin- und hergerissen zwischen Faszination und Kopfschütteln sorgt der Roman trotzdem für kurzweilige Unterhaltung."

(Histo-Couch.de, Rezension von JKK, online veröffentlicht im Juni 2015)
 

"Diese Fortsetzung des Goldschatzes der Elbberge ist erneut ein historischer Roman mit phantastischen Elementen. Das phantastische Element ist ein goldener Armreif, eine Elfenarbeit, Wurdbouga, der das Schicksal bezwingen kann, wenn man die richtigen Worte dazu weiß. Dieser lange vergessene Armreif gelangt in die Hand des sächsischen Pfalzgrafen Friedrich von Gozeka, der den Schurken in der Geschichte abgibt.

Die sächsischen Fürsten liegen 1073 im Kampf mit dem salischen Kaiser Heinrich IV. Die Sachsen beharren auf ihren alten Rechten, der Kaiser hat in Sachsen und Thüringen Burgen errichten lassen, welche von den Sachsen belagert werden. Durch Zaubermacht – Friedrich macht einen Burgkommandanten zu seinem Sklaven – erreicht er die Übergabe einer wichtigen kaiserlichen Burg, die in der Folge geschleift wird. Eine Intrige aus Machtkalkül, um die Heirat eines eng verwandten Liebespaares zu verhindern, schlägt Friedrich jedoch fehl, weil das Paar sich über das Eheverbot hinwegsetzt und den Kirchenbann auf sich nimmt. Friedrich, der immer mehr zum Wüterich wird, hätte sogar seine Frau ermordet, um die Braut, die reiche Güter und eine edle Abstammung mitbringt, selbst zu heiraten und die römische Kaiserkrone anzustreben. Die Schwarzalben entsenden einen jungen Mann in die Oberwelt, um den Armreif zurückzuholen. Bei seiner Aufgabe helfen ihm zwei Mönche und die schöne Dienerin Iva der Frau des Pfalzgrafen, der zuliebe er in der Menschenwelt bleibt. Und noch jemand sucht zu verhüten, dass der Armreif in den falschen Händen bleibt, Wotan selbst, der in einer gruseligen Szene in Erscheinung tritt.

Der Roman wird ruhig erzählt, es gibt Züge auf Schleichpfaden durch Wälder, auch eine Flucht des Königs durch einen Geheimgang und durch die Wildnis, auch Kämpfe mit Toten, aber das Geschehen ist keineswegs sensationell aufgebauscht, sondern eine solide historische Erzählung, in der die Vergangenheit des 11. Jahrhunderts plastisch zum Leben erwacht und das Phantastische nahtlos mit dem Historischen verzahnt ist. Durch die Magie wird die Geschichte natürlich in keiner Weise verändert, was im Roman als Ergebnis von Zauberei präsentiert wird, hätte ebensogut durch Bestechung erreicht werden können. Die Charaktere sind lebendig, vor allem auch die Frauengestalten, darunter besonders eine alte Waldhexe, und die edelsten Gestalten sind natürlich die Schwarzelben, während Recht und Unrecht zwischen König und den sächsischen Fürsten gleichermaßen verteilt sind und es Auffassungssache ist, wer in dem Konflikt zwischen Königsmacht und Adelsmacht die besseren rechtlichen Argumente hat. Ein interessantes Buch abseits der verkitschten Pseudohistorie, mit der die endlosen Fantasy-Serien aufwarten."

(QUARBER MERKUR, Rezension von Franz Rottensteiner in Ausgabe 115, Dezember 2014)
 

Eine Trüffelsuche - Autor Martin Schemm über seine Recherchen zu Romanen

Im Kontext der Veröffentlichung des Romans Das Geheimnis des goldenen Reifs hat das ELBE WOCHENBLATT ein Interview mit dem Autor geführt. Darin geht es um die spannende und zugleich ungewöhnliche Vermengung von Historie und Fantasy, um den Anteil von Fiktion in den Büchern des Autors sowie um langwierige Romanrecherchen. Auch der generelle Vorwurf mancher Kritiker, Fantasy bedeute Weltflucht, wird kurz erörtert.

(ELBE WOCHENBLATT, Ausgabe 15/2014 vom 9. April 2014; hier das ganze Interview)
 

"In der Winterausgabe 2010 hatten wir an dieser Stelle Martin Schemms Roman 'Der Goldschatz der Elbberge' vor- und dabei festgestellt, dass die Verschmelzung von Autoren-Fantasie und realer Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Jetzt ist die Fortsetzung des Werkes erschienen, das von der Bibliotheka Phantastika im vergangenen Jahr zu Recht in den Kreis der zehn besten Fantasybücher aufgenommen wurde. In ihr begegnet der Leser bekannten Orten von Blanke Neeß bis Wadil und Helden wie dem Albenkönig Godwin und Pater Folkward wieder, erlebt die erdachte heldenhafte Jagd des Wechselbalgs Lindfell nach einem Zauberkraft besitzenden goldenen Armreif - und das alles erneut inmitten realer Geschichte wie sie sich zu Zeiten Heinrich IV. und somit vor fast 1.000 Jahren zutrug. Etwas weniger gruselig, doch mindestens genauso spannend wie Teil eins."

(DER HAMBURGER, Ausgabe Nr. 22, Frühling 2014)
 

"... Natürlich habe ich mich vor dem Lesen des Buch erst einmal über diese Zeit informiert und so kann ich sagen, dass das Buch wirklich sehr gut recherchiert ist. Auch die verschiedenen Charaktere, ob geschichtlich oder erfunden, haben mir sehr gut gefallen. Aber trotzdem konnte mich das Buch nicht wirklich begeistern. Es war gut zu lesen, aber teilweise zog es sich ganz entsetzlich und war sehr langatmig. Endlose Landschaftsbeschreibungen, Beschreibungen der Personen oder Burgen nahmen der Geschichte leider sehr viel von ihrer Spannung. Die unglaublich vielen Figuren sorgten zudem, gerade am Anfang, für sehr viel Verwirrung bei mir.

Inzwischen weiß ich, dass das Buch hoch gelobt wurde, was mir leider zeigt, dass es einfach das Falsche für mich war. Ich war nämlich wirklich froh, als ich es beendet hatte. Es wurde zwar ab der Hälfte etwas spannender, aber viel geändert hat das für mich auch nichts mehr. Der Schreibstil hingegen war wunderbar plastisch und die Landschaften und Personen zogen wie in einem Film an meinem geistigen Auge vorbei. Mir fällt es sehr schwer, dieses Buch gerecht zu bewerten. Einerseits die tollen Charaktere und die bildhafte Sprache, andererseits die Unmenge an Personen, die vielen, endlosen Beschreibungen und die Langweile. Ich habe lange darüber nachgedacht und mich entschlossen das Buch mit 3 von 5 Byrons zu bewerten. Aber wer Interesse an König Heinrich IV hat und von phantastischen Elementen in einem historischen Roman nicht abgeschreckt wird sollte es unbedingt selbst lesen. Bildet euch einfach eure eigene Meinung."

(LORD BYRONS BUCHLADEN, Rezension online veröffentlicht am 1. Januar 2014)  


EKZ BIBLIOTHEKSSERVICE:

"Pfalzgraf Friedrich von Gozeka zürnt König Heinrich IV., weil dieser Teile seines Lehens kassiert hat. Anderen Sachsenfürsten geht es ebenso. 1074 rottet sich ein riesiges Heer gegen den ungeschickten jungen König zusammen. Gozeka will über Leichen gehen, um sich seine eigene Macht zu sichern. Da erhält er durch ein Erbe den sagenumwobenen Reif Wurdbouga, den einst Zwerge im unterirdischen Reich nahe Hamburg für Wotan geschmiedet hatten. Er verleiht dem Träger unumschränkte Macht. Die besorgten Zwerge senden Lindfell auf den Weg, um Wurdbouga heimzubrigen. 6 Jahre arbeitete der Hamburger Historiker an dieser 2-teiligen Historiensaga (Teil 1 s. ID-A 45/10), die schriftstellerische Elemente von 'Der Herr der Ringe' und großen Mittelalter-Romanen in neue Form bringt. Seine Erzählstränge der Alben, der Sachsen und des Königs verbindet er mit charakterstarken Helden. Gekonnt setzt er die Landschaft und die historisch verbrieften Ereignisse in Szene und verleiht diesen durch Fantasy-Elemente Glanz und Spannung. Schon der 1. Band wurde prämiert, dieser wird es sicherlich ebenfalls; gerne empfohlen."

(ekz-Informationsdienst ID bzw. IN 2013/51, Dezember 2013)  


"History meets Fantasy – so charakterisiert Martin Schemm selbst im Nachwort Das Geheimnis des goldenen Reifs, die in sich abgeschlossene Fortsetzung seines Romans Der Goldschatz der Elbberge, und verspricht damit nicht zu viel. Wie schon im ersten Band bilden die politischen Wirren der Salierzeit den Rahmen für übernatürliche Geschehnisse. Ein eindeutiger Pluspunkt im Vergleich zu manch anderer Historienfantasy ist dabei die Tatsache, dass der Autor sich an die überlieferte Ereignisgeschichte hält und die phantastischen Elemente geschickt so einfügt, dass sie dem, was man über den sächsischen Aufstand weiß, nicht widersprechen. Selbstironisch lässt er sogar bei einem Vorfall, bei dem der Leser 'weiß', dass Zauberei im Spiel war, eine abergläubischen Vorstellungen abholde Romanfigur eine alternative rationale Erklärung anbieten. Fans von Fantasy und historischem Roman gleichermaßen werden zu schätzen wissen, dass die uns in vielem ferne Welt des 11. Jahrhunderts dabei in ihrer Andersartigkeit ernst genommen wird ...

Die Ausweitung der Schauplätze gegenüber dem ersten Teil der Reihe ist unter diesem Aspekt ein Gewinn. Auch generell ist Das Geheimnis des goldenen Reifs kein schwächerer Nachfolgeband, sondern übertrifft seinen Vorgängerroman womöglich in mancherlei Hinsicht. Wohl unter anderem durch die eindeutige Zielsetzung der Quest bedingt wirken Handlungsführung und Figurenensemble klarer strukturiert und ausgewogener als zuvor, und auch die Landschafts- und Wetterschilderungen haben an Intensität noch gewonnen ...

Darüber hinaus bleibt jedoch erhalten, was schon den ersten Band ausgezeichnet und zu etwas Besonderem gemacht hat: Unabhängig von kurzlebigen Modetrends und Massengeschmack wird hier einfach eine spannende, abenteuerliche Geschichte erzählt, die einen in ein phantastisches Mittelalter entführt und einen insgeheim davon träumen lässt, selbst einmal an passender Stelle herumzustöbern, um vielleicht doch den Einstieg in ein Zwergenreich zu finden oder einen Blick auf ein Ungeheuer am Wegesrand zu erhaschen."

(BIBLIOTHEKA PHANTASTIKA; die ausführliche Rezension wurde online veröffentlicht am 25. November 2013)  


  HAMBURGER LOKALRADIO - SENDUNG "JAZZ & LITERATUR":

Beim Sender HAMBURGER LOKALRADIO fand ein Live-Interview zum Roman Das Geheimnis des goldenen Reifs statt. In der Sendung "Jazz und Literatur" von und mit Gaby Helbig wurden Buch und Autor vorgestellt, Passagen des Romans gelesen und viele Fragen rund um das historisch-fantastische Werk diskutiert. Dank der knapp einstündigen Sendezeit konnten viele Aspekte sehr ausführlich und in die Tiefe gehend besprochen werden. Neben Fragen zu Idee, Recherchen und Realisierung des Romans wurde u.a. auch die dem Buch zugrunde liegende historische Arbeit detailliert erörtert, ebenso wie die Kombination von Historie und Fantastik.

(Live-Interview am 17. November 2013)
 

[Zuletzt aktualisiert im Juni 2015]